9 Uhr · Tiergartenstraße 58

Flora Haas geb. Machol (Bruchsal 1869 – 1946 Caracas, Venezuela)
Dr. Gerhard Walter Haas (Kleve 1895 – 1964 Kleve)
Ernst Wilhelm Haas (Kleve 1897 – Caracas, Venezuela)
Rosa Haas geb. Berenstein (Charkiw, Ukraine 1902 – Caracas, Venezuela)

Bei der Stolpersteinverlegung für die Familie Haas wurde eine Zeitzeugenbericht von Hans-Günther Schloesser abgespielt.
Hans-Günther Schloesser, Jahrgang 1925, wohnte fast sein gesamtes Leben auf der Tiergartenstraße und hat schon aus seiner Kinderzeit Erinnerungen an Familie Haas. Dr. Gerhard Walter Haas lernte er nach dessen Rückkehr aus der Emigration näher kennen.
Audio-Datei 15 Minuten

9:45 Uhr · Spyckstraße 147

Lodewijk „Ludwig“ Hertz (Arnheim 1878 – 1943 Sobibor)
Klara Hertz geb. Dahl (Bielefeld 1886 – 1943 Sobibor)
Erich Hertz (Kleve 1913 – 1943 Vught)

Grußwort von Eva Weyl

Zum Schluss unserer Stolpersteinverlegung möchte ich ein Grußwort von Eva Weyl verlesen, deren Familie aus Kleve stammt und die vielen Anwesenden persönlich bekannt ist. 1935 in Arnheim geboren lebt sie heute in Amsterdam. Sie ist ein ständiger Gast in Kleve bei unseren Verlegungen und an Klever Schulen. Sie wäre auch heute gerne persönlich gekommen, aber an diesem Wochenende besucht sie ihren Sohn in der Schweiz anlässlich seines 60. Geburtstag.

Sie schreibt: “Gerne begrüsse ich alle Anwesenden recht herzlich, ein Dankeschön an die lieben Schülerinnen und Schüler der Gesamtschule am Forstgarten für die Zusammenarbeit und dafür, dass ihr die Stolpersteine geputzt habt. Natürlich begrüsse ich herzlich Herrn Bürgermeister Gebing, dem ich gerne begegnet wäre. Mein Herz weint immer ein wenig, wenn ich Geschichten lese wie die von der Familie Hertz. Dann ist mir wieder einmal klar, welch unglaubliches Glück meine Eltern und ich hatten. Sie haben soeben die tragische Lebensgeschichte der Familie Hertz gehört. Die von meinen Eltern und mir ist fast identisch. Aber das “FAST” muss man sehr groß schreiben:

Denn: Ludwig Hertz ist in Arnheim geboren. ich auch, Ludwig Hertz hatte ein Herrenmodegeschäft in der Großen Straße 70 in Kleve, meine Großeltern das Kaufhaus Weyl auf Nummer 42, Erich Hertz ist ab 1922 am Klever Gymnasium, mein Vater machte dort 1925 Abitur, Familie Hertz war ab Ende 1933 in Arnheim, meine Eltern 1 Jahr später.
Beide Familien waren Geschäftsleute, die haben sich sicher wieder gesehen und angefreundet in Arnheim.

Und dann kommt das furchtbare Ende: WESTERBORK, das niederländische Deportationslager, das Portal zum Tode, von wo 107.000 Juden meist in Viehwagons verschleppt wurden in die Vernichtungslager. Nur 5.000 überlebten. Meine Eltern und ich gehören zu diese 5%.

Ich habe es mir zur meiner Aufgabe gemacht, Schüler und Schülerinnen über diese Zeit zu erzählen, um die Erinnerung an die umgekommenen Menschen wach zu halten. Seit 13 Jahren besuche ich Schulen in Deutschland und in den Niederlanden und habe bestimmt mehr als 50.000 Schülerinnen und Schüler zu meinen ZWEIT Zeugen machen können. Denn die Jugend muss unsere Geschichte lebendig halten.
Ein ganz besonderes Beispiel habe ich erst vor kurzem gehört:
Bei Abiturprüfungen in diesem Frühjahr wurde ich von Abiturienten erwähnt mit meinen Vorträgen als Beispiel für Erinnerungskultur und den Umgang mit der Vergangenheit. Diese Schülerinnen und Schüler haben mich vor 4 Jahren gehört.

Zum Schluss: Die begangenen Verbrechen verjähren nicht die Erinnerung daran wach zu halten ist die immer währende Verantwortung Deutschlands.
KEINE/KEINER IST HEUTE SCHULDIG AN DEN VERBRECHEN DER VERGANGENHEIT
Man macht sich aber schuldig, wenn man nichts mit diesem Wissen tut.´”