Grundsteinbildung
1024x512TontafelRonja
Schreiben
RuthMichi
Bildschirmfoto 2022-01-17 um 09.58.05
Bildschirmfoto 2022-01-17 um 09.57.26
Bildschirmfoto 2022-01-17 um 09.57.01
Bildschirmfoto 2022-01-17 um 09.56.19

previous arrow
next arrow

Grundsteinbildung am 10.9.2021 an der Schwanenburg/Heinz-Will-Platz

Flyer #grundsteinhausmifgash PDF

Einladung Grundsteinbildung PDF

700 Grundsteine für ein zukünftiges Haus

200 Jahre nach der Einweihung der neuen Klever Synagoge hat die bildende Künstlerin Nicole Peters mit dem partizipativen Kunstprojekt „#grundsteinhausmifgash“ erforscht, ob die Bürgerinnen und Bürger  der Stadt Kleve – und insbesondere die junge Generation – bereit sind, sich für ein Haus der Begegnung, der Toleranz und des Respekts in Kleve einzusetzen.  In dem aus über 700  beschrifteten Tonziegeln bestehenden  „Grundstein für Haus Mifgash“ werden die Werte festgehalten, auf denen nach Meinung der Menschen  ein solches Haus begründet sein sollte.

„Wie wollen wir zusammen leben?“ Das war und ist die Leitfrage, die die Künstlerin für und mit dem Verein Haus Mifgash in den Sommermonaten 2021 an 19 verschiedenen Standorten mit vielen Partner(organisationen) immer wieder neu gestellt hat. Die auf den Tonziegeln eingeritzten Antworten werden in dem öffentlichen Finale von den UrheberInnen vorgelesen und in einen großen Betonstein gelegt, der nach den vom Verein Haus Mifgash vorgelegten Planungen einmal zum Grundstein für das Haus der Begegnung werden kann. Das Projekt wird gefördert vom Bundesministerium des Inneren im Rahmen des bundesweiten Programms #2021JLID Jüdisches Leben in Deutschland und unterstützt von den lokalen Sponsoren CELLINA-Werke und Sparkasse Rhein-Maas.

Die Ausgangslage

Am Ort der 1938 zerstörten Synagoge, der benachbarten jüdischen Schule und des Aussichtsrestaurants Zur Schwanenburg soll auf Initiative des Vereins Haus Mifgash ein Haus der Begegnung – ein Ensemble aus 3 Pavillons in Leichtbauweise in skulpturaler Gestaltung, mit Anziehungskraft für alle Menschen in der Stadt und Ausstrahlung in die gesamte Region.  Solange der Platz der zerstörten Synagoge nur ein leerer Platz ist, der einmal jährlich von 200 BürgerInnen für eine Gedenkveranstaltung genutzt wird, kann dies nicht den ursprünglichen Zweck des jüdischen Gebäudeensembles als lebendiger gesellschaftlicher Ort für Spiritualität, Wissensvermittlung und Gastfreundschaft widerspiegeln. Das Projekt Grundsteinlegung macht bewusst, dass es diesen ursprünglich von Klever Juden initiierten Ort wieder geben könnte. Wie alle Städte und heute mehr denn je braucht Kleve ein Zentrum mit Herzenswärme, an dem Menschen aus allen Kulturen und Religionen, aus allen Stadtvierteln und sozialen Schichten, Alte und Junge, Frauen und Männer zu allen Zeiten willkommen sind.

Die „Grundsteinbildung“ am 10.9.2021 als Endpräsentation des sozialen Kunstwerks #grundsteinhausmifgash erfolgt daher auch im Rahmen einer größeren Veranstaltung für viele Menschen.

Kunstprojekt #grundsteinhausmifgash

Das Kunstprojekt „#grundsteinhausmifgash“ hat die Grundsteinbildung in die Bürgerschaft Kleves und besonders in die junge Generation hinein erweitert. An 15 Tagen und 19 Stationen wurden im Lauf des Sommers 700 Menschen erreicht, die sich über geistige und soziale Grundsteine für das Haus Mifgash Gedanken gemacht und diese konkret gestaltet haben.

„Wie wollen wir zusammen leben? “ war die Forschungsfrage an die Teilnehmenden. Der künstlerische Rahmen sah vor, dass jedeR einzelne Teilnehmende die eigene Antwort in einen nummerierten und personalisierten lederharten kleine Tonziegel ritzt, ein begleitendes Grundsteinformular ausfüllt und anschließend mit seinem Grundsteinchen fotografiert wird. Die Fotos werden unter #grundsteinhausmifgash auf facebook und instagram hochgeladen und bleiben dort als soziale Plastik im digitalen Netz öffentlich sichtbar.

Die gebrannten Ziegel werden den Teilnehmenden bei der feierlichen Grundsteinlegung wieder ausgehändigt. Am  Abend des 10. September 2021 vor Sonnenuntergang, am Ort in direkter Nachbarschaft der ehemaligen jüdischen Synagoge zusammen und zelebrieren gemeinsam die Grundsteinlegung. Jeder einzelne tritt ans Mikro und liest den Text des eigenen Steins vor, bevor  dieser in den großen, aus Beton gegossenen Grundstein gelegt wird. Anschließend wird der Grundstein verschlossen und verbaut. Die Aktion wird gefilmt, der Film anschließend aufbereitet und auf youtube veröffentlicht.

Das Kunstprojekt wählt bewusst die Verschränkung von dieser alten und dieser zeitgenössischen Form. Die ca. 15 x 6,8 cm x 1 cm großen Keramiksteine bestehen aus einer Klinkermasse von Cellina Klinker und werden auch dort gebrannt. Keramiktafeln sind eine uralte Form, Informationen festzuhalten. Ton ist ein Material, welches sich durch äußere Wärme in Keramik verwandelt. Ein auf Youtube veröffentlichtes Videodokument ist ein zeitgenössische Form, Informationen möglichst vielen Menschen ortsunabhängig zugänglich zu machen. Die Fotodokumentation könnte ein Bestandteil des neuen Gebäudes für Erinnerung werden.

Im weiter gefassten Sinne fragt das Projekt die Teilnehmer nach den Grundwerten, auf denen unsere Gesellschaft aufgebaut sein soll. In einer Zeit, in der rassistische und antisemitische Tendenzen lauter werden, ist diese Frage dringend notwendig. Dabei macht das Projekt bildhaft deutlich, wer unsere Gesellschaft ist: die Summe der Mitmachenden ist ein konkreter Ausschnitt unserer Gesellschaft, der ganz konkret mit Name, Handschrift und Foto personifiziert wird. Es bleibt nicht im Abstrakten. Nicht  „der Staat, die Gesellschaft“,  „die Politiker geben die Gesetze vor“ oder „der Religionsführer“ hat diesen Verhaltenskodex festgeschrieben,  sondern lebendige Menschen, all die vielen einzelnen Teilnehmenden  werden nach ihren Ideen gefragt, für die sie dann auch öffentlich und dauerhaft Zeugnis ablegen. Demokratie ist schließlich kein fest zementierter Zustand, sondern muss ständig gepflegt werden.

Das temporäre Grundsteinbildungs-Atelier wurde von Nicole Peters und Freiwilligen von Haus Mifgash zu folgenden Zeiten und Orten errichtet:

16., 17., 18.6.  Josef Beuys Gesamtschule Klassen 5, 6 und 9

21.6. Karl Kisters Realschule. Klassen 5 und 6

28.6., Saray Garten, Ernst-Goldschmidt-Str. , für Mitglieder des Vereins Haus Mifgash  und interessierte Öffentlichkeit

29.6. Gesamtschule am Forstgarten Klassen 11

30.6. Konrad Adenauer Gymnasium Klassen 7

1.7. Freiherr von Stein Schule  Klassen 9

10.7. Am Rande des  Klever Wochenmarkts und am Fischmarkt an der Linde

13.7. Kunstbude im Musikantenviertel

22.7. Bauernmarkt Haus Riswick

14.7. Stadtrundgang zur jüdischen Geschichte Kleves mit  Aktionsstand an der Ernst-Godschmidt-Str.  – Parkplatz Ludwig-Jahn-Str.  – Klever Aussichtsturm

15.7. Offener Garten atelier Peters, Asperden

16.7. Gesamtschule am Forstgarten LehrerInnenkonferenz

Haus Mifgash – die Hausbaupläne

Die aktuellen Pläne für das Haus der Begegnung, für das bereits eine Bauvoranfrage eingereicht wurde und die zur Zeit im Rat der Stadt Kleve mit dem Ziel einer Grundsatzentscheidung diskutiert werden, sind auf der Internetseite des Vereins www.mifgash.de zu sehen und mit vielen Details und Konzeptskizzen nachzulesen.

Nicole Peters

„Nicole Peters involviert die Betrachter, Nutzer, Käufer und Mitspieler ihrer Kunst auf verschiedenen Ebenen und in unterschiedlichen Spielarten. Ihre Kunst entsteht recht häufig unter aktiver Beteiligung von Menschen und immer für Menschen. Für eine solche sichtbar gesellschaftlich ansetzende Auffassung von Kunst hat Joseph Beuys Wortprägungen gefunden wie „erweiterter Kunstbegriff“ oder „soziale Plastik““             Dr. Johannes Stahl, Kunsthistoriker, Köln

Peters arbeitet im öffentl. Raum unter Einbeziehung von vielen Menschen. Sie realisierte 19 bespielbare Großskulpturen in Zusammenarbeit mit Kinder, Jugendlichen, Studierenden, Erwachsenen an verschiedenen Orten in NRW, RLP u. NS. Zuletzt 2018 einen 12 m langen, 2,3 m hohen Drachen in Xanten zusammen mit 383 Menschen. Auch bei 9 Kunst-am-Bau Projekten involvierte sie die späteren Nutzer der Werke in den Entstehungsprozess.  Für weitere Soziale Plastiken, zumeist gefördert über Landes- oder Bundesmittel, befragte sie Menschen jeweils zu einem bestimmten Thema und kombinierte die Antworten, teilweise mit den  Fotos der Menschen zu Installationen oder Videoarbeiten, die sie dann im öffentlichen  Raum, in Museen oder Kunstvereinen zeigte.

Film #grundsteinhausmifgash