Gedanken von Mohamed, Ali, Abdulraouf
(zusammengefasst von Marion Beckert-Vranken)

H E I M A T
E
rinnerung

Inbrunst – Innigkeit
Mutter
Andenken
Trauer und Tränen

Erinnerung schmerzt und lockt die Sehnsucht.

Ich fühle Sehnsucht nach dem kühlen Wind in bergigen
weiten Tälern, nach steinigen Feldern, dem blauen Meer und
der wärmenden Sonne, und ich spüre die kleine warme Hand,
die meinen Finger umschließt, die heißen, weichen Lippen
meiner Liebe …,

ich schmecke die fleischigen, tiefroten Kirschen Zabadanis,
die saftigen Äpfel Syriens …,

ich höre tagsüber das Blöken der Schafe und das nächtliche
Bellen der Hunde …,

ich rieche die Olivenseife Aleppos …, den Oregano der Felder …,

ich sehe die verdorrte Erde des Sommers und die Männer
beim Kartenspiel in Cafés …,

ich spüre den nahenden Schnee …,

ich denke an unsere Mütter

und meine Tränen der innigen Erinnerung können das Feuer
nicht löschen.

Der Krieg

von Nadshi Paki

Träume von schönem Leben,
die Menschen laufen
einen weiten Weg.
Ein kleines Leben – große Sorgen.
Das eine Problem ist noch nicht fertig,
fängt schon das andere an.
Ach schade!
Im Krieg sterben viele,
Alte, Junge, Kinder.
Die anderen haben keine Wohnung mehr.
Die ganzen Weltpolitiker
haben die Augen geschlossen
und sagen, das sei nicht ihr Problem.
Ich habe große Sorge und Angst.
Wenn sie den Krieg nicht beenden,
hat die Welt kein Leben mehr.

Die Mutter

von Nadshi Paki

Ich habe geschlafen
und keine Träume gesehen.
Eine gute Freundin hat mich wach gemacht.
Sie gibt Hoffnung und Kraft
und ich danke ihr.
Sie zeigt mir eine andere Welt und sagt:
„Leben ist nur einmal, mein Lieber,
lebst du dein Leben tausendmal.
Im Leben machst du alles gut
und lachst mit einem schönen Lachen.
Helfe deinen Mitmenschen.“
Diese superwundervolle Freundin
ist meine Mutter.

Gänse über die Grenze

von Nadshi Paki

Gänse über die Grenze
Kennen keine Grenze
Fliegen im blauen Himmel
Fliegen von Land zu Land
Weiß und schwarz
Haben zusammen Spaß
Brauchen kein Visum und Pass
Aber, oh so schade,
Menschen brauchen alles!
Für was,
Woher kommst Du?
Warum kommst Du?
Die Polizei fragt alle!
Und fragt:
Grenzen nicht gesehen?
Die Grenze über alles!
Alle Probleme sind von den Menschen.
Aber alle sind Kinder von Adam und Eva!
Die ganze Welt ist mein Zuhause!
Gänse über die Grenze
Kennen keine Grenze!


Ein Fußball über die Grenze

von Nadshi Paki

Wir Geflüchtete haben
unterschiedliche Traurigkeit.
Der eine hat etwas Glück,
der andere hat keins.
Mancher spricht über gar nichts
und hat vielleicht etwas Glück.
Und andere tragen
Unglück und Schmerzen
ihr ganzes Leben mit.
Manch einer reist per Flugzeug
Und and‘re durchqueren
die Berge zu Fuß
Kaum zu essen gibt es unterwegs.
Und Wasser
sucht man bei Fischen und Fröschen.
Die Polizei nimmt uns gefangen
und fesselt uns.
Zum Essen
verteilen Polizisten und Soldaten
nur Schläge.
An der Grenze geht’s wie beim Fußball:
Schläge und rüber!
Schläge und wieder zurück …!
Viele sterben in den Bergen
und haben kein Grab.
Andere sterben im Meer –
schlafen tief unter Wasser …
Man kommt auf die Welt für eine schöne Zukunft,
weiß aber nicht
ob das Leben in Dunkelheit untergeht.