„Brücken bauen“: auf Exkursion im Museumpark Orientalis

Im Weihnachtsrundbrief hatten wir eingeladen zu drei Exkursionen zum Museumpark Orientalis in den Hügeln vor Nijmegen. 150 Interessierte sind der Einladung insgesamt gefolgt. Der Sonderbus aus Kleve war jeweils gut besetzt mit einer bunt zusammengesetzten Schar. Eine der berühmtesten Erzählungen der Weltliteratur – die Konferenz der Vögel des persischen Autors Attar aus dem 12. Jahrhundert – war dort in einer Lichtinstallation in Szene gesetzt worden. Die Vögel sind auf der Suche nach ihrem König und der Freiheit und erkennen am Ende der gefährlichen und quälend langen Reise durch 7 Täler, dass sie den König in sich selbst finden.

Austausch anstoßen

An unseren drei Projekttagen waren zudem drei besondere Kunst- und Musikstationen geöffnet: Im Gewächshaus von Nicole Peters kamen die Menschen über den Frieden ins Gespräch; Bassam Alkhouri lud in einem Haus im arabischen Dorf zum Sticken und Reden nach dem Vorbild einer
weihnachtlichen Gasse in der Altstadt von Damaskus ein. Und Mitglieder des Klever Freundschaftsorchesters sangen mit dem Publikum Lieder zum Thema Freiheit und Frieden aus den großen religiösen Traditionen.
Das alles war schon märchenhaft genug. Aber wir wollten ja auch noch „Brücken bauen“ zwischen den Nachbarn aus dem Kleverland und dem Rijk van Nijmegen. Und wie so oft bei deutsch-niederländischen Begegnungen war die Neugier aufeinander groß. Die Euregio Rhein-Waal hatte dieses Projekt gefördert, weil es ihr besonders darum ging, die Menschen von beiden Seiten der Grenze in Kontakt zu bringen. Und einen Austausch anzustoßen über das Thema Freiheit – das große Thema von ungebrochener Aktualität in unserer Region der NiederRheinLande 80 Jahre nach der Befreiung von der Terrorherrschaft des Nationalsozialismus.
Pläne für künftige Zusammenarbeit Und während des Kennenlernens wurde durchaus kräftig philosophiert und „politisiert“, angestoßen von der für viele ganz neuen Umgebung des Museumparks und der zeitlosen Geschichte aus dem alten Persien.“Voorherhalingvatbar“ oder „Es soll bitte gerne weitergehen“ – das war das Fazit aller Besucher*innen. Und: Ja, das Orgateam aus dem Museumpark und Haus Mifgash entwickelt schon neue Pläne für eine dauerhafte Zusammenarbeit, in der solche Begegnungen noch viel öfter stattfinden können.
Und dazu auch gleich ein Aufruf: Wir wollen nicht nur etwas Neues FÜR EUCH planen, sondern MIT EUCH! Gerade den beteiligten Künstler*innen Masoud, Nicole, Bassam und den Musiker*innen ist das ein großes Anliegen. Wer also Lust hat, schon bei der Planung der nächsten Aktionen mit dabei zu sein, melde sich gerne bei Thomas unterhaus@mifgash.de
Thomas Ruffmann


Fariduddin Attar, Vogelgespräche (Persien 12. Jh.),

Zusammenfassung der sieben Täler, die auf dem Rundgang im Museumpark Orientalis zu sehen sind:

1. Die Reinigung der Suche ist die Erkenntnis, dass es nicht ums Finden geht.

2. Die Reinigung der Liebe besteht darin, die tiefe Liebe zu erfahren, die Sie als Eltern für Ihr Kind empfinden. Wenn Sie
keine Kinder haben, können Sie diese tiefe Liebe in dem Moment finden, in dem Sie jemandem vergeben, was er
oder sie Ihnen angetan hat. Diese Liebe ist nicht mehr rational.

3. Die Reinigung des Wissens ist die Einsicht, dass man nichts wirklich wissen kann. Wir können die Schwerkraft
berechnen und sagen, dass sie auf die Wechselwirkung von Mond und Erde zurückzuführen ist, aber warum das so ist, bleibt unklar. Als ihnen klar wird, dass sie eigentlich nichts wissen, wollen die Vögel zeigen, wer sie wirklich sind.

4. Die Reinigung der Loslösung besteht darin, sich von den Dingen zu distanzieren und zu akzeptieren, dass man nicht so viel braucht. Ihr Wunsch nach Besitz schwindet. Diese Reinigung führt zu der Erkenntnis, dass man eigentlich vor nichts mehr Angst haben muss.

5. Die Reinigung im Tal der Einheit rückt das Große und das Kleine ins rechte Licht. Es gibt keine Frage mehr von „viel“ oder „wenig“. Teil der Einheit zu sein lässt Unterschiede verschwinden. Vielleicht ist alles gleich.

6. Wenn die Vögel nichts mehr begehren und alles um sie herum EINS, gleich geworden ist, verschwinden in ihnen Vernunft und Verständnis. An ihre Stelle tritt die Ehrfurcht vor dem Einen.

7. Schließlich erreichen die Vögel das Tal der Armut, wo die Grenzen von Zeit und Raum verschwinden. Die Vögel sind mit ihrer Umgebung verschmolzen. Von ihrem SELBST bleibt keine Spur übrig. Dann, nach all diesen Prüfungen, erreichen sie das Königreich, das achte Tal und den Simorgh, den Königsvogel. Sie begegnen dem Spiegelbild der Einheit und erkennen sich selbst als König.


Das Projekt BRUGGEN BOUWEN – BRÜCKEN BAUEN wurde ermöglicht durch das Interreg Programm Deutschland-Nederland mit seinen Programmpartnern und finanziell unterstützt durch die Europäoische Union (EU).